Tragwerk komplett aus Baubuche

02. 04.2019

erschienen am 2. April 2019 im Haller Tagblatt der Südwest Presse Hohenlohe

Tragwerk komplett aus Baubuche

Das SWG Schraubenwerk Gaisbach investiert rund 30 Millionen Euro in eine neue Produktionshalle aus Holz und eigenen Schrauben. Baubeginn war im Oktober 2018, bis Jahresende soll die Halle fertig sein.

Das Waldenburger Unternehmen SWG Produktion Schraubenwerk Gaisbach baut seit Oktober 2018 auf einer Fläche von 11 000 Quadratmetern eine Produktionshalle der besonderen Art. Mit Maßen von fast 97 auf 114 Metern und einer Höhe von rund zwölf Metern wächst sie derzeit auf dem Waldenburger Firmengelände aus dem Boden. Daran anschließen wird ein dreigeschossiges Büro- und Ausstellungsgebäude, das eine Brücke mit der Halle verbinden soll. Besonders ist das Material: Halle wie Besucherpavillon werden aus Holz errichtet. 30 Millionen Euro lässt sich die Firma den Bau kosten.

Entworfen hat das Gebäudeensemble Hermann Kaufmann, international bekannter Architekt für Holzarchitektur. Für das Dachtragwerk der fünfschiffigen Halle hat der Architekt aus Vorarlberg speziell verklebtes Buchenholz, sogenannte Baubuche, gewählt. Die Halle wird zu 70 Prozent aus einem Fertigungs- und Logistikbereich, zu 20 Prozent aus einem Bereich für Werkzeug und Werkzeugbau sowie Lagerflächen für Rohmaterial bestehen. Da neue Maschinen angeschafft werden, plant SWG Neueinstellungen. Wie viele Arbeitsplätze in der Halle entstehen, sei allerdings noch nicht sicher. Überspannt wird das Ganze von einem Dach mit kammartiger Struktur, was für viel Tageslicht im Innern sorgen soll.

Die Materialwahl – Holz für das Tragwerk, Blech und Metall für die Fassade – soll laut einer Pressemitteilung des Unternehmens einerseits das Tätigkeitsfeld von SWG Produktion und die Einsatzgebiete der Schrauben für den Holz- und Metallbereich widerspiegeln. Andererseits habe das Unternehmen bei der Wahl des nachwachsenden Baustoffs besonders auf Nachhaltigkeit geachtet: „Durch den hohen Einsatz von Laub- und Nadelholz will das Unternehmen einen Beitrag zur Senkung des CO2-Ausstoßes leisten“, heißt es. Um über lange Zeit eine hohe Flexibilität in der Produktion zu gewährleisten, galt es, die Zahl der Stützen in der Halle auf ein Minimum zu reduzieren, woraus sich Spannweiten von bis zu 42 Metern ergeben haben. Unter diesen Bedingungen konnte der Entwurf, der ein filigranes Tragwerk vorsieht, nur mit dem hochtragfähigen Buchenholz-Werkstoff realisiert werden. „Andere Baustoffe wie Spannbeton oder Stahl wären zu klobig, zu schwer und insgesamt zu teuer ausgefallen. Mit Baubuche ließ sich nicht nur der architektonische Entwurf optimal umsetzen, sondern auch die benötigte Holzmenge ressourcenschonend auf ein Minimum reduzieren“, schreibt SWG. Insgesamt werden etwa 1 800 Kubikmeter Holz verbaut. Dies bedeute eine CO2-Einsparung von rund 3 600 Tonnen gegenüber einer konventionellen Bauweise – bei 50 Jahren Nutzungsdauer.

Die SWG-Produktion erwarte durch ihren Neubau aus Halle und Ausstellungspavillon eine „Signalwirkung über die Landesgrenzen hinaus und die Möglichkeit, ihre Produkte am gebauten Beispiel zu demonstrieren“. Da für die nächsten Jahre mit einer Zunahme des Bedarfs an Schrauben für den Holz- und Ingenieurholzbau gerechnet werde, könne die Halle auch modular um zusätzliche 11 000 Quadratmeter erweitert werden.

Montage ab Mai

Die Jagstzeller Firma Schlossersoll den Holzbau vorfertigen, anliefern und montieren. Die Montage soll im Mai beginnen und vier bis sechs Wochen dauern. Zum Jahresende soll die Halle fertig sein, der Besucherpavillon soll bis Mai 2020 folgen. In den Neubau wird die Produktion langer Schrauben verlegt, die nächstes Jahr starten soll – unter dem größten Dachtragwerk aus Baubuche auf der Welt.

Quelle: Südwest Presse Hohenlohe www.swp.de

Kategorie: Presse
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