21. 07.2020

erschienen am 21. Juli 2020 im Haller Tagblatt

Das neue Gebäudeensemble des Schraubenproduzenten SWG ist gleichzeitig auch beeindruckendes Anschauungsbeispiel für die enorme Leistungsfähigkeit des Holzbaus.

Die neue Fertigungshalle der SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH – Geschäftsbereich Produktion – in Waldenburg ist ja schon seit geraumer Zeit fertig. Die Schraubenherstellung selbst läuft bereits seit Mai dieses Jahres auf Hochtouren. Vor Kurzem kam, nach Ende der fast zweijährigen Bauzeit, Reinhold Würth auf eine Stippvisite bei dem Tochterunternehmen der Würth-Gruppe vorbei, um neben der Produktion auch den außergewöhnlichen Hallenbau mit dem weltgrößten Dachtragwerk aus Baubuche sowie das Büro- und Ausstellungsgebäude persönlich in Augenschein zu nehmen.

Hightechbranche Holzbau

Der Unternehmer ließ sich auf dem Betriebsgelände im Gewerbepark Hohenlohe in gewohnter Manier alle wichtigen Details zeigen und erläutern. Der Rundgang in Begleitung von weiteren  Familien- und Vorstandsmitgliedern war auch deshalb angesetzt, weil die offizielle Eröffnung des Gebäudeensembles im Mai wegen der Corona-Krise nicht stattfinden konnte. Das Unternehmen, das 1967 gegründet wurde, zählt mittlerweile zu den größten Schraubenherstellern Europas. Die Erweiterung ist auch Ausdruck seiner anhaltend guten Entwicklung. Beim Empfang im Pavillon, dem der Halle angegliederten dreigeschossigen Büro- und Ausstellungshaus, kommentierte der Unternehmer, der vor Kurzem 85 Jahre wurde, humorvoll-ironisch: „Das ist also die
neue Holzhütte.“

SWG-Geschäftsführer Roland Janner erläuterte die Weitläufigkeit der Gebäude: „Hier werden in Kürze zahlreiche Exponate an Würth- und SWG-Produkten ausgestellt.“ Damit soll künftigen Besuchergruppen der Holzbau und der Ingenieurholzbau im Speziellen dargestellt werden.“ Gerade der Hallenneubau dient damit auch als „ideales Anschauungsbeispiel“ der Hightech-Bauweise, die der Ingenieurholzbau heute ist. Planung und Details überließ Reinhold Würth weitgehend den SWG-Geschäftsführern und den beauftragten Architekten. Die Vorgabe: „Mit dem Erweiterungsbau sollte ein Aushängeschild der besonderen Art, ein Leuchtturmprojekt für umweltfreundliches Bauen geschaffen werden, mit Signalwirkung für die Öffentlichkeit.“ Die 11 000 Quadratmeter umfassende Halle mit ihren knapp 97 Metern Breite und 114 Metern Länge ist fünfschiffig angelegt und „ein hochkomplexes und minutiös ausgetüfteltes Tragwerk der Superlative, wie es bisher kein zweites gibt“.

Entwickelt und geplant hat es das hauseigene Ingenieurbüro SWG Engineering in Rülzheim. Nicht selbstverständlich ist die Materialwahl. Architekt Hermann Kaufmann entschied sich für speziell verklebtes Buchenholz, die sogenannte Baubuche. Nur mit diesem enorm tragfähigen Holzwerkstoff war es möglich, ein Dachtragwerk für eine Halle dieser Größenordnung mit solch schlanken Bauteilen und nur einer Zwischenstütze zu realisieren. „Ein Minimum an Stützen gewährleistet ein Maximum an Flexibilität in der Produktion. Dieser Aspekt war eine entscheidende Vorgabe“, erläuterte der Architekt. Kollege Christoph Dünser veranschaulicht die Dimensionen: „Stellen Sie sich einen leeren Airbus A380 mit einem Gewicht von 275 Tonnen auf jeder einzelnen dieser Stützen vor, dann wissen Sie, welche Last jede aufnehmen kann.“ Dass die Übertragung solcher Kräfte aus den bis zu 42 Metern weit gespannten Fachwerkträgern in die Stützen funktioniert, ist auch einem außergewöhnlichen Knotenanschluss, dem sogenannten Puzzleknoten, geschuldet. Entwickelt hat ihn Tragwerksplaner Henning Ernst von SWG  Engineering.

Dass ein Industriebau dieser Dimension überhaupt in Holz errichtet werden kann, ist kaum bekannt und bahnbrechend. „Möglich machten das weltweit größte Dachtragwerk aus Baubuche aber erst die entsprechenden Verbindungen: Insgesamt stecken etwa 250 000 Schrauben in der neuen Halle“, ergänzte SWG-Geschäftsführer Alois Wimmer.

Geschäftsidee als Vorlage

Die Idee, den Bau in Holz zu errichten, hatte ihren Ursprung auch darin, dass der Geschäftsbereich SWG Produktion Schrauben und Systeme für den Ingenieurholzbau herstellt und Würth ein 
umfangreiches Sortiment für den allgemeinen Holzbau bietet. Dabei setzten die Planer auch auf den nachhaltigen Effekt des Werkstoffes Holz und den Anspruch, für die Mitarbeiter eine natürliche 
und behagliche Atmosphäre zu schaffen. Alois Wimmer: „Eine angenehme Arbeitsumgebung mit hoher Aufenthaltsqualität ist ein wichtiger Punkt, denn unsere Mitarbeiter verbringen darin ja den ganzen Tag.“

Kategorie: Presse
Artikel teilen: