Ingenieurholzbau der Superlative

28. 04.2020

erschienen bei der Studiengemeinschaft Holzleimbau im April 2020

Schlankes XXL-Dachtragewerk für Industriehalle

mit dem Neubau der SWG-Produktionshalle in Waldenburg ist ein einzigartiges Gebäude entstanden. Das Dachtragewerk aus Buchenfurnierschichtholz überbrückt enorme Spannweiten mit einer besonders filigranen Konstruktion und übersetzt den architektonischen Entwurf damit in idealer Weise.

++ Furnierschichtholz ++ große Spannweiten ++ CO2-Einsparung ++ filigrane Konstruktion

Im Gewerbepark Hohenlohe an der Autobahn A 6 hat die SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH - Geschäftsbereich Produktion - an ihrem Firmensitz in Waldenburg ein einzigartiges Gebäudeensemble aus Produktionshalle und Bürohaus mit Ausstellungspavillon geschaffen. Mit dem Hallenneubau hat das Unternehmen nicht nur seine Kapazitäten erhöht, sondern auch einen Ingenieurholzbau realisiert, der als Pionierprojekt wegweisend ist. Mit der bewussten Entscheidung, in Holz zu bauen, will die Bauherrin ein Zeichen setzen und auf den positiven Effekt des Naturbaustoffs für den Klimaschutz durch CO2-Speicherung hinweisen. Das 1967 gegründete, zur Würth Gruppe gehörende Unternehmen zählt zu den größten Schraubenherstellern Europas. Mit rund 230 Mitarbeitern stellt es täglich bis zu 12 Millionen Schrauben her - Tendenz steigend. Dieser Entwicklung trägt der Neubau nun Rechnung.

Hallenneubau mit Besucher-Pavillon

Die neue Produktionshalle ist ein Ingenieurholzbau der Superlative: Mit enormen Abmessungen von knapp 96,50 m auf annährend 114 m nimmt der rund 12 m hohe Hallenneubau eine Fläche von 11.000 m² ein. In Ihm stehen zahlreiche große Maschinen mit viel Technik, was unter anderem die Gebäudeabmessungen und damit auch die großen Spannweiten bestimmt hat. Zwei Spanen fassen die Halle ein, eine im Osten und eine im Westen. Darin sind Serviceeinrichtungen, Werkstätten, die Haustechnik sowie Umkleiden und Schulungsräume untergebracht.

Die Halle ist fünfschiffig angelegt und wird von einem kammartig geformten Dach überspannt. Die Hallenschiffe sind etwa 18,50 m breit. Ihre Dachflächen verspringen in regelmäßigen Abständen nach unten, wo sie einige Meter auf dieser Höhe weitergeführt werden, um dann wieder in die ursprüngliche Höhe überzugehen. Diese regelmäßigen Versprünge gliedern die großflächige Halle und sorgen wir Sheddächer, nur in umgekehrter Ausführung, für viel Tageslicht im Inneren.

Holz-Architektur schafft elegante Schlichtheit

Entworfen und geplant hat das Gebäudeensemble das Team rund um Herrmann Kaufmann aus Schwarzach (Vorarlberg, ÖSterreich) und seinen neuen Partnern Christoph Dünser, Roland Wehinger und Stefan Hiebeler, die seit Anfang 2018 zusammen unter dem Namen  HK Architekten firmieren.

Die Materialwahl "Holz" für das Tragwerk bzw. "Blech und Metall" für die Fassade sollen das Tätigkeitsfeld von SWG Produktion und die Einsatzgebiete der Schrauben für den Holz- und Metallbereich widerspiegeln. Realisiert hat das in dieser Grüße und Ausführung bisher einzigartige Tragwerk das SWG-eigene Ingenieurbüro SWG Engineering aus Rülzheim in Rheinland-Pfalz.

Um eine hohe Flexibilität in der Produktion zu gewährleisten, galt es, die Zahl der Stützen in der Halle auf ein Minimum zu reduzieren. Das führte zu einer Dachkonstruktion aus Fachwerkträgern, für die hochtragfähiges Buchenfirnierschichtholz (BauBuche) verwendet wurde. Sie überbrücken zum Teil enorme Spannweiten, wie etwa die 82 m langen und 3,80 m hohen Haupt-Fachwerke in Längsrichtung der Hallenschiffe. Lediglich auf einer BauBuche-Stütze gelagert, überspannen sie ein 40 m und ein 42 m großes Feld.

Das Buchenfurnierschichtholz ermöglichte aufgrund seiner hohen Festigkeit trotz dieser ÜBerbrückungsweiten sehr schlanke Querschnitte. Das überzeugte auch Hermann Kaufmann:

"Die BauBuche-Träger waren ein Gewinn für die Gestaltung sie haben sensationell kleine Abmessungen, die sogar fast schlanker sind als Stahlträger es wären, und sei erscheinen dem Betrachter in eingebautem Zustand, hoch oben im Dach, noch filigraner."

Halle kann bei Bedarf noch mal erweitert werden

Da SWG Produktion in den nächsten JAhren mit einer weiteren Zunahme des Schraubenbedarfs für den Holz- und Ingenieurholzbau rechnet, haben die Architekten die Halle so ausgelegt, dass sie um zusätzliche 11.000 m² erweitert werden kann. Doch jetzt startet erst mal die Prüduktion in der gerade fertiggestellten Hallen unter dem Weltweit  großten Dachtragewerk aus Buchenfurnierschichtholz.

(Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe)

Kategorie: Presse
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